Einführung
Ob in der Familie, im Verein, mit den Kollegen oder im Freundeskreis, das Boßeln erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Gemeinsam an frischer Luft die Boßelkugel durch die freie Natur zu werfen, stärkt nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern hebt das eigene Wohlbefinden und macht ganz einfach Spaß. Jung und Alt erfreuen sich an dem geselligen Miteinander. Regelmäßig ausgeübt wirkt sich das Boßeln positiv auf die Gesundheit und die Kondition aus. Inzwischen wird der ostfriesische Nationalsport nicht nur in Deutschland ausgeübt, sondern hat in der ganzen Welt Liebhaber gefunden. Ob mit der Gummi-, Pockholz- oder Kunststoffkugel, das Boßeln ist spielend leicht zu erlernen und auszuüben.
Geschichte:
Der Ursprung des Boßelns liegt im Klootschießen. Ursprünglich als Verteidigungswaffe gedacht, wurden getrocknete Kleiklumpen zum Kräftemessen über das Land geworfen. Der Kleiklumpen wurde später durch eine Holzkugel abgelöst, in die kegelförmige Löcher gebohrt wurden. Die Löcher wurden mit Blei gefüllt, um das Gewicht der Kugel zu erhöhen. Da das Klootschießen eine ausgefeilte Wurftechnik voraussetzt, war es als Breitensport nur bedingt geeignet. Wann der Übergang vom Klootschießen zum Boßeln stattfand, ist nicht genau überliefert. Fest steht jedoch, dass durch die Verlegung des sportlichen Treibens vom Feld auf befestigte Straßen und durch die Veränderung des Spielgerätes, das Boßeln immer mehr Zuspruch fand. Die Technik des Boßelns war leicht erlernbar und für ein breiteres Publikum zugänglich. Mit der Gründung des Friesischen Klottschießerverbandes (FKV) um 1900, erfuhr der Boßelsport immer mehr Beachtung. In vielen Vereinen wurde und wird seither regelmäßig geboßelt. Mit der Bildung von Boßelklassen und -ligen, erlebte der friesische Nationalsport einen erneuten Aufschwung und ist seither ein fester Bestandteil, des sportlichen und kulturellen Treibens.
Der Spielgedanke
Das Ziel des Boßelns ist es, eine festgelegte Strecke mit möglichst wenigen Würfen zu bewältigen. Zwei Gruppen, mit jeweils 4-10 Werfern, messen sich dabei im sportlichen Wettstreit. Der Spielverlauf Der Anwurf erfolgt an einem gewählten Startpunkt durch den ersten Spieler der Mannschaft A. Danach wirft der erste Spieler der Mannschaft B. Der Boßler versucht beim der Kugel, die größtmögliche Weite zu erzielen. Der Wurf ist beendet, wenn die Boßelkugel ruhig am Straßenrand oder ungünstiger Weise im Graben oder Gebüsch liegen bleibt. Der Anschlusswurf erfolgt von diesem Punkt (liegt die Kugel abseits der Straße, wird der Abwurfpunkt auf die Straße verlegt). Es wirft immer die Mannschaft zuerst, deren Kugel zurückliegt.
Der Abwurf
Beim Boßeln ist es besonders wichtig, sich vor dem Wurf über die Beschaffenheit der Strecke zu informieren. Bei geraden oder übersichtlichen Strecken ist es möglich, einen kräftigen und wuchtigen Wurf auszuführen. Boßler der sportlichen Ligen in Ostfriesland und Oldenburg nehmen einen kräftigen Anlauf, reißen den Wurfarm kurz vor dem Wurf nach hinten und lassen ihn dann mit großer Kraft und Genauigkeit nach vorne schnellen. Die Kurventechnik ist ausgefeilter und erfordert einen gefühlvolleren Wurf.
Die Wurftechnik
Das oberste Ziel des Boßelns ist es, Spaß und Freude zur bereiten. Ein, mit Leckereien für Alt und Jung gefüllter Bollerweagen, lädt zu Spielpausen ein, in denen ein kräftiger Schluck "energiespendener" Getränke eingenommen werden kann. Vorteilhaft ist es, wenn das Streckenziel direkt an einem Gasthaus liegt, so dass dort in gemütlicher Runde bei Grünkohl und Pinkel noch einmal die grandiose Leistung reflektiert und diskutiert werden kann. Die Sieger lässt man mit einem 3-fachen "Lüch up und fleu herut" hochleben.
Die ursprüngliche Zählweise des Schööts
Bis vor wenigen Jahren, wurde der Erfolg im Boßeln, mit einer nur im Boßelsport angewandten Zählweise, gemessen.
Es wirft der erste Spieler der Mannschaft A, hier im Beispiel 210 m. Jetzt wirft der erste Spieler der Mannschaft B, er erreicht eine Weite von 140 m. Da zwingend die Mannschaft zuerst wirft, deren Kugel zurückliegt, startet jetzt der Spieler Nr. 2 der Mannschaft B seinen Wurf, der nach 60 Metern endet. Spieler Nr. 1 und Nr. 2 der Mannschaft B (zusammen 200 m), haben gemeinsam den Wurf (210 m) des Spielers Nr. 1 der Mannschaft A nicht erreicht. Die Mannschaft A hat einen Schööt. Um die Paarigkeit der Spielerreihenfolge zu erhalten (Spieler Nr. 1 der Mannschaft A gegen den 1 Spieler der Mannschaft B, Spieler Nr. 2 A gegen den Spieler Nr. 2 B, Spieler Nr. 3 A gegen den Spieler Nr. 3 B usw.), darf der Werfer Nummer 2 der Mannschaft A in dieser Runde nicht boßeln. Es folgen Werfer Nr. 3 B (Mannschaft B liegt hinten) und Werfer Nr. 3 A. Lassen Sie sich bitte nicht von dieser kompliziert anmutenden Beschreibung entmutigen, Generationen von Ostfriesen ist diese Zählweise in Fleisch und Blut übergegangen. Beim Ausprobieren stellt sich die Zählweise als recht einfach dar.
Im folgenden Beispiel erzielt die schwarze Mannschaft einen Schööt, da die rote Mannschaft nach dem ersten Wurf zurückliegt und es nicht schafft, mit zwei Würfen an den zweiten Wurf der schwarzen Mannschaft heranzukommen.